MUSEUM IM ZEHENTSTADEL

Scherer-Galerie und Heimatmuseum Reischenau

Die Pfarrkirchen St. Anna und St. Simpert


Bis zum Jahre 1507 gehörte Dinkelscherben zur Pfarrei Steinekirch und erst um 1530 wurde eine an dieser Stelle stehende nicht näher bekannte St. Anna-Kapelle durch einen Kirchenbau ersetzt.
Der Turm wurde 1566 auf 36 Meter erhöht. Dabei wurde auf den sechsgeschossigen, quadratischen Unterbau ein zweigeschossiges, achteckiges Turmteil aufgesetzt. Für seine Gliederung und seine Zierformen diente der Turm der St. Moritz-Kirche zu Augsburg als Vorbild. Zum Bau der Kirche wurden 20 000 Steine von der Ruine Wolfsburg bei Steinekirch herangeführt. Das Innere der Kirche wurde mit Fresken ausgemalt. Kleine Reste davon schmücken heute das Pfarrzentrum.

Die Kirche mit Wessobrunner Stuck auszugestalten lehnte das Domkapitel als zu teuer ab. 1717 wurde die schadhafte Holzdecke durch eine weiße Decke (Putz) ersetzt, wobei zugleich das Langhaus erhöht und ein neuer Dachstuhl aufgesetzt wurde. Im gleichen Jahr wurden auch neue Kirchenstühle aufgestellt, deren kunstvolle Docken, geschaffen von dem Kistler (Schreiner) Jos. Langenmaier aus Steinekirch, auch heute noch Bewunderung finden. 1724 konnte man sich endlich eine Turmuhr leisten. Größere Fenster und ein neues Gewölbe im Langhaus folgten 1743. Ein Musikantenchor im Langhaus, der im gleichen Jahr auf die obere Empore verlagert wurde, beweist, dass in Dinkelscherben damals schon die Kirchenmusik gepflegt wurde.

Beim Umbau 1769 hielt sich der Maurermeister Joseph Bichlmayr aus Holzheim allem Anschein nach an die von Joseph Dossenberger d. J. vorgelegten aber nicht genehmigten Pläne. Der Kunstmaler Joseph Christ stattete 1771 die Kirche mit Deckengemälden aus, die das Marienleben zum Inhalt haben. Die Schöpfer der Altäre, des Chorgestühls und der Kanzel sind nicht bekannt, während das alte, verschollene Altarbild von dem Dinkelscherbener Maler Johann Rieger stammte. Als letztes Ausstattungsstück wurde 1792 eine neue Orgel angeschafft. Die letzte Renovierung erfolgte 2008.

Da die Kirche für den aufstrebenden Ort zu klein wurde, errichtete man 1979 in unmittelbarer Nähe die St. Simpert-Kirche, die sich durch ihr Äußeres der altehrwürdigen St. Anna-Kirche unterordnet. In ihr finden sich sehenswerte Kunstwerke: die Kreuzigungsgruppe (17. Jh.) mit den Assistenzfiguren St. Ulrich und Afra (16. Jh.) aus der Besenkapelle; zwei gotische Figuren der hl. Barbara und der hl. Katharina aus der Burgkapelle; die hl. Anna Selbdritt von Niklaus Weckmann; die frühbarocke Figur des hl. Sebastian; eine hochbarocke Figur des Auferstandenen; Maria mit Kind, eine Kopie aus der Riemenschneiderschule.