MUSEUM IM ZEHENTSTADEL

Scherer-Galerie und Heimatmuseum Reischenau

Ehem. Gemeinde Grünenbaindt


Das ehem. Gemeindewappen von Grünenbaindt ist gespalten in Rot und Gold. Der gestürzte Schlüssel in Silber ist dem Portner-Wappen entnommen. Die Farben Rot und Silber beziehen sich auf das Hochstift Augsburg und die drei schwarzen Wolfsangeln* auf das Wappen der Freiherren von Stain.

Ort

Urkundlich erwähnt wird Grünenbaindt erstmals als „Grunenpiunt“ 1183. Es scheint ein Einzelhof gewesen zu sein, der sich im Besitz des Kollegiatstiftes St. Moritz in Augsburg befand.

Der Augsburger Patrizier Heinrich von Portner verlieh diesen Hof 1324 an Ludwig von Ryffen, den Reutmeister von Welden mit dem Auftrag, den Wald zu roden und ein Dorf mit 20 Anwesen und einem Pfarrhof anzulegen. Das neue Dorf lag direkt an der Heer- und Handelsstraße Augsburg – Ulm, die von Fleinhausen heraufführte.

Nach mehreren Besitzerwechseln gelangte das Dorf an die Ritter von Stain, die es ihrer Herrschaft Wolfsberg bzw. Steinekirch einverleibten. 1589 schließlich ging die Herrschaft an das Domkapitel Augsburg über und wurde dem Pflegamt Dinkelscherben zugeteilt, bei dem es bis zur Säkularisation Anfang des 19. Jh. verblieb.

Mit der Gebietsreform endete 1978 die Eigenständigkeit der Gemeinde Grünenbaindt. Sie ist seitdem ein Ortsteil des Marktes Dinkelscherben.

Pfarrkirche St. Peter und Paul

Der Kern der spätgotischen Pfarrkirche, der ein spätromanischer Bau vorausgeht, stammt aus der Zeit des ausgehenden 15. Jahrhunderts. 1782 wird die Kirche als „schwarz und finster“ beschrieben, da die notwendigen Gelder für eine Renovierung nicht aufgebracht werden konnten. Heute ist das ehemalige gotische Gewölbe durch eine Flachdecke ersetzt. Die Deckenbilder, deren Stuckrahmen noch zum Teil aus der Barockzeit stammen, schuf der Augsburger Maler Karl Nicolai im Jahre 1927. 1860 wurden die neubarocken Altäre angeschafft. Auf diese Zeit gehen auch die Figuren Petrus und Paulus am Hochalter und die Figuren der Hl. Familie zurück. Aus der Zeit um 1520 stammt die Hl. Barbara, die deutliche Züge der Ulmer Schule aufweist. Die wunderschöne, gotische Madonnenstatue wird auf das Jahr 1490 datiert.

Leonhardskapelle

Der im Spätmittelalter aufkommende Leonhardskult erreichte 1767 auch Grünenbaindt, was zum Bau der Leonhardskapelle am westlichen Ortsausgang führte. Bedauerlicherweise wurde dieses Kleinod 2014 zerstört, als ein Sturm die daneben stehende Linde umwarf. Die Grünenbaindter Dorfgemeinschaft errichtet daraufhin eine neue Leonhardskapelle, die im September 2016 eingweiht werden konnte.

 

 

 

 

* Belegt ist dieses Gerät seit dem 8. Jahrhundert. Es handelt sich um ein 10 cm langes, beiderseits zugespitztes Flacheisen, das auf jeder Seite einen spitzwinkelig eingeschnittenen, je nach der anderen Seite zeigenden Widerhaken hat. In der Mitte ist dieses Eisen durchbohrt und hängt an einer 40 cm langen Kette. Am oberen Teil der Kette befindet sich ein halbmondförmiger, in einen Dorn auslaufender Anker, mit dem die Kette an einem Ast befestigt wurde. Das andere Ende, mit einem Köder versehen, diente zum Fangen der Wölfe.